3. Eintrag: Das Kuppeldach
Lucas baut ein Baumhaus – mit durchsichtigem Kuppeldach und Hängebrücke – und hält alles in seinem Bau-Tagebuch fest. Einmal im Monat dürfen wir mitlesen.
Liebes Bau-Tagebuch,
mein Baumhaus nimmt langsam Gestalt an. Nach der Hilfsplattform und dem Fundament habe ich jetzt das Kuppeldach vorbereitet. Absolutes Neuland für mich.
Eine geodätische Kuppel sollte es werden, bestehend aus Holzstangen, die zusammengesteckt werden und danach die Form von Dreiecken haben. Die Dreiecke wiederum werden eine Halbkugel ergeben. Das sei die stabilste Art der Kuppelkonstruktion, sagt man. Nicht umsonst benutzt man sie bei Gebäuden in der Arktis, wo es extrem windig ist. Und durch meinen Baum pfeift sicher auch mal eine steife Brise.
Als Verkleidung hatte ich mich für Platten aus Polycarbonat entschieden. Ursprünglich wollte ich Glas dafür nutzen. Doch Polycarbonat ist besser geeignet: Es ist biegsam und gleichzeitig sehr schlagfest. Auch ein herunterfallender Ast wird es nicht kaputt machen. Das hoffe ich zumindest.
Ich hatte viel im Vorfeld über den Bau recherchiert und herausgefunden: Man merkt erst, nachdem man alle Einzelteile vorbereitet hat, ob auch alles zusammenpasst. Also bloss keine Fehler machen! Als ob ich nicht schon nervös genug gewesen wäre, hatte ich bei diesem Arbeitsschritt akuten Helfermangel: Mein Schwager Kim hielt die Stellung, alle anderen Freunde, die mich sonst unterstützen, waren im Urlaub.
Mithilfe einer Internetseite hatte ich berechnen lassen, wie lang die einzelnen Stangen sein mussten. Dann wurde es monoton: Wir mussten 165 Stangen in vier unterschiedlichen Längen zurechtschneiden. Dann noch jeweils die Enden an beiden Seiten vorbohren und an jedes Stangenende einen kleinen Plastikstift schrauben, der später in das Verbindungstück aus Plastik gedrückt wurde.
Nach rund zwei Tagen waren wir damit endlich fertig. Weiter ging’s: Wir setzten die 165 Stangen mithilfe der Verbindungsstücke zu der Kuppel zusammen. Da den Überblick zu behalten war nicht leicht. Zum Glück stand mir Kim beiseite, tausend Dank! Nur rund 1 1/2 Stunden später – ging ganz schön fix – waren wir vollkommen platt, aber alle Teile passten – offenbar hatten wir ordentlich genug gearbeitet –, und die Kuppel ragte 2,30 Meter in den Himmel. Genau so gross, wie ich sie mir vorgestellt hatte.
Was jetzt noch fehlt? Die Verkleidung. Das Problem: Das Polycarbonat ist nicht rechtzeitig angekommen. Das Internet halt: Segen und Fluch.
Im September wird das Baumhaus fertig sein – das ist zumindest der Plan. Bis dahin halte ich Dich, liebes Bau-Tagebuch, über die Fortschritte auf dem Laufenden. Bis zum nächsten Eintrag sind hoffentlich die Polycarbonatplatten da, und ich kann Dir die fertig verkleidete Kuppel zeigen. Ausserdem braucht das Fundament noch seine Bodendielen und ein Geländer. Es steht also einiges an. Aber bald sind ja meine Helfer aus ihren Urlauben zurück.
Drück uns die Daumen, dass alles gut geht.
Lucas
Mehr zum Macher
Schlösser aus Scherben und Schotter, Monsterflösse, mobile DJ-Pulte, Lucas Wahl hat schon viel gesehen. Und im richtigen Moment auf den Auslöser gedrückt. Als Fotograf ist er seit den ersten Stunden für MACHER unterwegs. Mit dem Bau-Tagebuch zeigt er zum ersten Mal vor der Kamera, dass er selbst auch ein Macher ist.
Wie es zum Baumhaus-Bau kam …
Als kleiner Junge baute ich mit einem Freund ein Baumhaus: Es wurde von den Nachbarskindern abgefackelt. Der Stachel sas tief, doch seit Juni ist Schluss damit: Ich baue an einem neuen Baumhaus, in jeglicher Hinsicht fernab vom Schema F. Schon der Baum, der es trägt, ist gigantisch: 25 Meter hoch. Es könnte keinen besseren geben für mein Projekt.
Text: Erzählt von Esther Acason | Aufmacher: STYMKY © Timm Paulick |
Fotos: Florian Manz, Julius Schrank, Sebastian Heidelberger, Lucas Wahl