Camping auf fünf Quadratmetern
Campingwagen sind nicht nur teuer, sondern für Kleinwagen oft auch zu schwer. Also baute Tom den Anhänger für seinen Smart selbst. Superleicht und mit Küche.
Man muss nicht immer gross denken. Das beweist Tom Mergel mit seinem selbst gebauten Campingwagen. Auf 5,6 Quadratmetern hat er nicht nur eine Küche mit Wasserversorgung und Kühlschrank, auch für Gepäck ist genug Platz. Wie er den Anhänger gebaut hat und dabei noch ein nützliches Werkzeug erfunden hat, erzählt der 23-Jährige im Interview.
Die Planung hat ungefähr ein halbes Jahr gedauert. Zuerst hab ich mich über den generellen Aufbau von Pkw-Anhänger-Fahrgestellen informiert und welche gesetzlichen Vorschriften ich dabei beachten muss. Das war ziemlich einfach. Komplizierter waren die Beleuchtungsregeln, also welche Lampen – abhängig von Massen und Gewicht – an welcher Position sitzen müssen. Auf Papier hab ich die groben Umrisse skizziert und bin damit zum TÜV, um noch einmal sicher zu gehen, dass ich wirklich an alles gedacht habe. Dann ging es an die Materialien-Recherche. Sie mussten vor allem stabil sein, durften aber nur wenig wiegen. Und günstig sollten sie auch sein. Am Ende hatte ich die fertigen Baupläne mit den entsprechenden Massen und eine Vorstellung davon, mit welchen Materialien ich arbeiten möchte.
Als Bodenplatte wollte ich eine 15 Millimeter starke Siebdruckplatte haben. Sie ist witterungsbeständig und sehr stabil, aber leider auch schwer. Um das wieder auszugleichen, musste ich für das Grundgerüst einfache Holzlatten statt Stahl nehmen. Aluminium wäre zu teuer geworden. Für die Zwischenräume brauchte ich Styropor und für die Aussenhülle Glasfasermatten und Epoxidharz. Damit hat man hinterher eine stabile, lackierbare und wasserdichte Oberfläche. Und das alles ist sehr leicht. Dann sollte noch Lack auf Basis von Epoxidharz auf die Aussenhülle.
Erst mal musste ich natürlich die Sachen besorgen, die meisten davon gab‘s im Baumarkt. Dann ging’s mit dem Fahrgestell los: Reifen an die Achse bauen und die mit einer Klemmschale an der Deichsel befestigen. Auf dem Fahrgestell hab ich als nächstes die Bodenplatte und das Grundgerüst aus den Holzlatten verschraubt. Die Styroporteile zugeschnitten und im Grundgerüst festgeklebt. So hatte der Campingwagen schon mal seine runde Form. War natürlich noch nicht stabil genug. Also hab ich das Ganze von aussen mit drei Schichten Glasfasermatten laminiert. Danach kam das Schleifen und Lackieren. Damit war der Anhänger fertig, zumindest der Rohbau. Fehlten noch der Innenausbau und die gesamte Fahrzeugbeleuchtung. Ganz schön viel Arbeit.
Tom Mergel
Am häufigsten hab ich wohl die Stichsäge und den Akkuschrauber benutzt. Das nützlichste Werkzeug war aber definitiv mein selbstgebauter Styroporschneider: Dazu hab ich den Bügel einer alten Laubsäge genommen und anstelle des Sägeblatts einen Widerstandsdraht eingesetzt. Mit einem alten PC-Netzteil hab ich das Ganze unter Spannung gesetzt, sodass der Draht zu glühen anfing und ich damit das Styropor sauber schneiden konnte. Das hat sehr gut geklappt.
Probleme gab es während der gesamten Bauphase viele. Zum Beispiel gleich am Anfang: die Bodenplatte musste so auf der Achse positioniert sein, dass am Ende die Gewichtsverteilung passt. Das ist natürlich schwer zu sagen, wenn man noch keine genaue Vorstellung davon hat, wie schwer das Ganze am Ende wird. Ich hab mich dann auf mein Bauchgefühl verlassen, das war zum Glück richtig.
Was noch dazu kam, war, dass die Bodenplatte mit ihrer Länge von zwei Metern irgendwie instabil wirkte. Bei normalen Anhängern sitzt ein Metallrahmen darunter – darauf wollte ich hier aber wegen des Gewichts verzichten. Ich hab dann die Deichsel noch bis hinter die Achse verlängert und einen kleinen Rahmen aus Aluminium-L-Profilen gebaut. Der hat dann die notwendige Stabilität gebracht.
Das letzte grosse Problem war die Heckklappe. Sie sollte aus zwei Spanplattenbögen bestehen und mit Sperrholz überzogen werden. Leider hat sich die Klappe dadurch so verzogen, dass sie nie richtig auf dem Anhänger auflag. Das Problem konnte ich bis heute leider nicht lösen. Darum muss man den Heckdeckel immer kräftig andrücken und mit zwei grossen Riegeln fixieren.
Für die nächsten Jahre wird es wohl das einzige grosse Projekt bleiben. Mein Geldbeutel muss sich erstmal wieder erholen. Irgendwann würde ich aber gerne mal einen richtigen Wohnwagen bauen. Aber dafür brauche ich dann auch ein anderes Auto.
Man sollte natürlich nicht zwei linke Hände haben, vieles ist aber «Learning by Doing». Dann braucht man natürlich viel Zeit und Geduld, um auch Rückschläge einzustecken. Aber vor allem darf man nicht auf Leute hören, die mehr Meinung als Ahnung haben. Auch wenn alle sagen, man sei verrückt, ist mein Rat: Einfach sein Ding durchziehen.
Text: Esther Acason | Fotos: Tom Mergel
Toms Campinganhänger in Zahlen
Planungszeit: 6 Monate
Bauzeit: 1,5 Jahre
Masse des Anhängers: 2,85 Meter lang, 1,97 breit, 1,38 Meter hoch
Leergewicht: 200 Kilogramm
Baukosten: ca. 3400 Euro
Gesamte Anzahl der Baumarktbesuche: über 35