Das Wikingerschiff
Jahrelang hat er Holz gesammelt, seit sieben Jahren arbeitet Stefan Sondermann an der Verwirklichung seines Lebenstraums: ein riesiges Wikingerschiff, nach historischen Vorlagen gefertigt. Das handwerkliche Können: selbst angeeignet.
Wenn er nicht gerade als Markisenbauer unterwegs ist, arbeitet er in jeder freien Minute an seinem Wikingerschiff, mitunter schon mal acht bis zehn Stunden am Stück. Weit ist der Weg in die Werkstatt nicht: Er wohnt in einem kleinen Nebenraum. Ein Bett, ein Schrank, ein Schreibtisch auf knapp neun Quadratmetern. In der Scheune, keine anderthalb Meter neben dem Schiffsrohbau, dient eine Platte auf Böcken mit Wasserkocher und Herdplatte als Küche.
Stefan Sondermann
Stefan erzählt stolz von den vielen kleinen Stücken, die irgendwann das grosse Ganze ergeben. In rund zwei Jahren, so sein Plan, ist «sein» Schiff – das betont er gern – fertig. So einfach aus der Scheune bekommt er es allerdings nicht. Dafür muss er das Wikingerschiff wieder auseinanderbauen, alles streichen, und ein Sattelschlepper bringt die Einzelteile ans Mittelmeer. Auf Kreta will er das Schiff mithilfe von Jugendlichen wieder zusammensetzen und zu Wasser lassen. Anders leben will er nicht: «Was will ich denn mehr?», fragt er. Schiffsbau ist für Stefan nicht Mittel zum Zweck. Er ist sein Lebenssinn. Er ist glücklich, sein Schiff zu bauen und irgendwann zu Wasser zu lassen. Segeln kann er nicht, fürs Erste reiche ihm ein Kapitän, sagt er. Den Segelschein mache er später: «Das Wichtigste ist es, das Schiff fertig zu bauen. Mein Schiff.»
Text: Catharina König | Fotos: Stefan Hobmaier