Bei der «Inzula», 17 Meter lang, 9,5 Meter breit, 1 Meter tief, ist Sinken im Falle eines Lecks extrem unwahrscheinlich. Dank ausgeklügelter Bauweise. Denn die Jacht aus Aluminium hat im unteren Bereich, 0,5 Meter über der Wasserlinie, über 17 Kubikmeter grosse Auftriebskörper, die Sinken durch volllaufendes Wasser verhindern: mehr als 100 leere Plastikflaschen, die ohne Verschluss 24 Stunden im Gefrierfach gelagert wurden. Dann schnell Deckel drauf, fertig sind die Auftriebskörper. Genial.

Auf dem Trimaran mit mittigem, kleinerem Stützrumpf gibt’s jede Menge Platz – für ca. 15 Personen – und (fast) alles, was man braucht: vier Kojen mit je drei Betten, zwei Kabinen für die Crew, fünf Duschen und Toiletten, eine grosse Küche und im grossen Mittelhaus ein Wohnzimmer mit Bar, extra Kühlschrank, Fernseher und vielem mehr. Man kann auch draussen entspannen, auf der Terrasse mit Liegeflächen und Badeplattform, oder am kleinen Angelplatz.

Michael Jansenberger, 42 Jahre alt, ist gelernter Schlosser. Bereits als Jugendlicher wollte er sich eine Jacht bauen. Während eines längeren Aufenthalts in Kolumbien, wo Aluminium sehr günstig ist, hatte er es bereits einmal ausprobiert. Doch mit dem Auswandern hat’s damals nicht geklappt. Er vertraute den falschen Personen, verlor fast sein komplettes Geld. Doch den Traum von der selbst gebauten Jacht gab er nicht auf. Er ging zurück nach Österreich, holte sich Unterstützung von zwei Kumpeln, Thomas Nusko und Christian Heger, und auch seine Freundin Christine Debost war beim Bau der Jacht mit dabei. Alle drei sind handwerklich geschickt und wollten alles dafür tun, dass Michael seinen Traum verwirklichen konnte. Mit vereinten Kräften sollte es klappen, die «Inzula» zum Leben zu erwecken.

Genügend Platz für den Bau war da: Im angemieteten Schuppen in einem kleinen Dorf in Oberösterreich legten sie los, zuerst mit den zwei Aussenrümpfen. Um die Spanten, das Skelett der Jacht, zu bauen, vermassen sie Alu-T- und Alu-L-Profile und schnitten sie mit der Flex zu. Als das geschafft war, verkleideten sie die Spanten mit Alu-Platten und verschweissten sie mit Alu-Schutzgas. Mit gepressten Schaumstoffplatten, Holz und Plastik isolierten Michael und seine Helfer die Wände. Jeder packte mit an, nur vorm Schweissen hatte Christine grossen Respekt – das überliess sie lieber den anderen.

Nach ca. drei Jahren stand das Gerüst. Das Quartett stolz wie Oskar – bis ihnen auffiel: Durch die Menge an Aluminium und anderen Materialien, die noch dazukommen sollten, würde die Jacht viel zu schwer werden. Was nun? Aufgeben war keine Option. Michael grübelte lange, dann der Geistesblitz: Warum nicht einen mittleren Rumpf bauen und ihn als Auftrieb nutzen? Gesagt, getan. Die vier krempelten die Ärmel hoch und bauten den Mittelrumpf und das Mittelhaus. Dann noch Auftriebskörper in den Mittelrumpf setzen. Problem gelöst, alle erleichtert.

Christine Debost

Der Bau ging weiter mit dem Herzen der Jacht, einem Volvo-Motor mit 140 PS, marinisiert. Das heisst, er kann auch im Salzwasser betrieben werden. Den setzten sie hinten am mittleren Rumpf in die Jacht ein. Dann ging’s an die Inneneinrichtung. Hier hatten Michael und seine Freunde hohe Ansprüche: Sie bauten vier Gästekabinen, zwei Crewkabinen, fünf Toiletten und Duschen, eine kleine, aber komplett ausgerüstete Küche und ein Wohnzimmer, ausgestattet mit Heizung und Klimaanlage. Es sollte an nichts fehlen. Selbst an einen Geschirrspüler wurde gedacht. Damit der und alles andere problemlos lief, kauften sie acht Wassertanks mit insgesamt 8000 Liter Frischwasser und setzten jeweils vier an beiden Seiten der Rümpfe ein. Dann noch zwei Schwarzwassertanks und zwei Grauwassertanks für Abwasser und Fäkalien, die kamen hinten an Deck unter den Boden. Nicht zu vergessen: 35 Pumpen für Toiletten, Wasser, Waschbecken, Duschen, Tanks. Und neben dem Motor das Wichtigste: das Vorsegel, ein Grosssegel ohne Baum mit A-Mast.

Fast geschafft. Zum Schluss mussten Michael und seine Freunde die Jacht wasserdicht machen: Die Aussenwände mithilfe von Epoxid-Harz und PU-Schaum, den Unterwasserbereich strichen Michael und seine Freunde mehrmals mit verschiedenen Lacken und Antifouling-Farbe. Damit wirklich nichts durchkommt – keine Algen, keine Muscheln, kein Schlamm.

Nach rund sechs Jahren Bauzeit war die Jacht endlich seetüchtig, den Feinschliff im Innenbereich wollten Michael und Christine unterwegs auf hoher See machen. Der TÜV-Gutachter gab sein Okay, Michael und Christine stachen in See.

Eine eigene Jacht zu bauen – ganz sicher nicht günstig. Allein das verbaute Material kostete ca. 30.000 Euro. Plus Kosten für den Motor, Transport, Stellplatz etc. machte das in etwa 650.000 Euro. Viel Geld, doch die Jacht ersetzte Michael und Christine die Wohnung. Sie wurde ihr neues Zuhause, auf dem das Paar rund sieben Jahre lang das Mittelmeer umsegelte. Bis Michael nach langer Krankheit starb. Dabei hatte er noch grosse Pläne: Ein autarkes Wohnschiff wollte er bauen, mit Zeichnungen und Vermessungen hatte er schon angefangen. Wie Christine ihn kannte, hätte er auch das geschafft – und auch seine Freunde wären bestimmt wieder mit dabei gewesen.

Text: Esther Acason | Fotos: Michael Jansenberger & Christine Debost