Jetzt oder nie: Sascha baut sich einen Erdofen
Die Nacht in seiner Shelter hat unser Autor Sascha Borrée gut überstanden. Nur hat die Kälte an seinen Kräften gezehrt. Was da hilft? Ein warmes Essen aus dem Erdofen – selbst gebaut natürlich
Es flackert, knistert, wärmt: Gebannt blicke ich ins Feuer, überhöre fast Arnaud Gagné. «Das brennt nicht von alleine weiter», mosert der Wildnis-Führer, «wir brauchen noch viel mehr Holz. Na los!»
Ich stehe mühsam auf, lasse eine letzte Wärmewelle gegen meine Hände wehen und löse mich nur widerwillig von der Feuerstelle. War eben doch ziemlich kalt, die Nacht im Wald – trotz selbst errichteter Shelter. In den Wäldern der kanadischen Pazifikinsel Salt Spring hatte mir Arnaud gestern gezeigt, wie man so einen Unterschlupf aus Ästen, Zweigen und Blättern baut. Geschlafen habe ich tief, fest und froh. Aber gegen Morgen wurde es knackig kalt. Aufgewacht bin ich schliesslich mit eisigen Gliedern – und einem Bärenhunger.
Nur gut, dass jetzt der zweite Teil ansteht: Ich lerne, wie man einen traditionellen Erdofen baut. «Der wird heute noch von Naturvölkern in aller Welt genutzt», erklärt Arnaud, «und genau wie für die Shelter, findet man alles, was man braucht, im Wald. Werkzeug und Kochgeräte braucht man nicht. Er funktioniert völlig autark.» Jeder Grill ist dagegen fast schon Hightech-Schnickschnack.
Sascha Borrée
Zum Glück garen wir kein ganzes Schwein. Fisch und Gemüse schafft unser Erdofen deutlich schneller. Nach rund zwei Stunden darf ich die Erde wieder von der Garstelle schaufeln. Ich entferne Schilfmatte und Farnblätter, gebe mir grösste Mühe, keinen Dreck aufs Essen rieseln zu lassen. So ganz gelingt es mir nicht. Als ich endlich in meine erste Kartoffel beisse, knirscht es zwischen den Zähnen. Wie’s schmeckt? Einfach, ehrlich, erdig – und nach ganz grosser Freiheit.
Text: Sascha Borrée | Fotos: Peter Holst