Gestern war ich mal wieder im Freibad. Richtig schön war es da: Die Sonne schien mir warm auf den eingecremten Bauch, die Pommes vom Kiosk waren fettig und lecker. Später habe ich mir noch ein Eis gegönnt. Kulinarisch war der Tag wirklich top. Leider nicht ganz so top: Die Hunderte von Badegästen, die sich dicht an dicht im Becken drängelten wie die Ölsardinen. Wo kommen die alle her? Haben die kein Zuhause?

Ich schon, glücklicherweise. Sogar mit Garten, und der wäre eigentlich gross genug für ein eigenes Schwimmbecken. Als ich genervt von der Massenveranstaltung im Freibad heimkehre, steht deshalb der Entschluss schnell fest: Ich baue mir einen eigenen Pool.

Sascha Borrée

Ich finde schnell heraus: Wer ein solches Projekt angeht, hat die Wahl zwischen mehreren Möglichkeiten. Option A: eine grosse Grube ausheben, in mühevoller Handarbeit oder per Bagger. Dann eine Fundamentplatte aus Beton giessen. Wände entweder ebenfalls giessen oder aufmauern, das Becken nach diversen Zwischenschritten (zum Beispiel Elektrik, Pumpe, Filteranlage installieren) noch mit Poolvlies und -folie verkleiden. Fertig! Vorteil: sieht sehr profimässig aus. Nachteil: geht weder günstig noch schnell, mit erster Erfrischung wäre wohl frühestens am letzten Urlaubstag zu rechnen. Fällt mein Pool-Projekt ins Wasser?

Nein, ich entscheide mich für Option B: ein Pool aus Paletten. Auch mit den Tausendsassas unter den Baumaterialien lässt sich bestimmt ein ordentlicher Pool bauen. Und der, so nehme ich mir vor, soll schon morgen Abend badebereit sein!

Am nächsten Tag lege ich in aller Frühe los. Eine geeignete Stelle im Garten ist schnell gefunden. Wichtig: Der Pool muss schön viel Sonne abbekommen, damit das Wasser angenehm warm wird. Ein bisschen Abstand zum nächsten Baum hilft, das Becken von zu viel Laub freizuhalten. Und natürlich sollte der Bauplatz möglichst eben sein, kein Gefälle haben. Ich mähe noch mal, kehre mit einem Rechen kleine Stöckchen und Steinchen weg – also alle spitzen Gegenstände, die sonst später die Poolfolie beschädigen könnten. Mein Pool entsteht aus zwölf Paletten, wird ein Zwölfeck. Bei einer Standardlänge von 120 Zentimetern pro Palette ergibt das einen Durchmesser von rund 460 Zentimeter. Kalkulieren lasse ich das mangels Mathe-Kenntnissen vom Geometrie-Rechner im Internet. Ich stecke einen Stock in die Erde, befestige eine 230 Zentimeter lange Schnur daran, messe so die annähernd kreisförmige Pool-Grundfläche aus. Und bedecke diese, als zusätzlichen Schutz vor spitzen Gegenständen, mit Malervlies.

Autor Sascha Borrée steckt einen Stock in die Erde, befestigt eine 230 Zentimeter lange Schnur daran und misst so die annähernd kreisförmige Pool Grundfläche aus. Danach schneidet er das Malervlies zu, das er für den Bau seines eigenen Swimmingpools aus Paletten braucht.

Jetzt kommt die Zeit für meine Paletten. Ich lege sie erst mal in Kreisformation aufs Malervlies, korrigiere hier und da, wenn mir ein Winkel zwischen zwei Paletten zu spitz oder stumpf vorkommt. Dann stelle ich sie hin, nehme letzte Korrekturen vor, verschraube eine nach der anderen mit Flachverbindern. Das Zwölfeck steht schon mal! Und wird jetzt von aussen weiter durch Gurte gesichert. Wenn ich den Pool nachher bis zum Rand mit Wasser fülle, wirkt schliesslich ein erheblicher Druck auf die Konstruktion.

Autor Sascha Borrée legt Paletten in Kreisformation aufs Malervlies und bereitet so den Bau seines eigenen Pools vor. Anschliessend verschraibt er die Paletten mit Flachverbindern.

Schön stabil wirkt meine Paletten-Konstruktion nun, allerdings auch etwas rau und roh, aussen wie innen. Kein Problem, dafür gibt es eine Lösung. An der Innenwand tackere ich schützenden Malervlies fest. Die Aussenwand verkleide ich mit einer Bambusmatte, sie wird einfach festgeschraubt. Das ist schnell gemacht, und der Effekt ist enorm: Was eben noch nach improvisierter Industrie-Optik aussah, kommt jetzt schon ganz tropisch schick und edel daher.

Autor Sascha Borrée verkleidet die Paletten, die er für den Bau seines Pools kreisförmig aufgestellt hat, mit schützendem Malervlies und tackert es oben an der Wand fest. Die Aussenwand seine Pools verkleidet Sascha Borrée mit einer Bambusmatte und befestigt sie an den Paletten.

Dann ist die Poolfolie dran. 460 Zentimeter sind scheinbar ein Standard-Durchmesser für Schwimmbecken, eine entsprechende Folie gibt es fertig im Baumarkt. Ich verlege die Folie erst auf der Erde, ziehe sie an den Paletten hoch, tackere sie oben am Rand fest. Passt, hält, alles bestens! Im Prinzip wäre der Pool ja jetzt einsatzbereit. Und weil es eine ganze Weile dauern wird, bis er sich randvoll mit Wasser füllt, schleppe ich schon mal den Gartenschlauch ran, drehe den Hahn auf.

Sascha Borrée zieht die Poolfolie, die er für den Bau seines Swimmingpools braucht, an den Paletten hoch und tackert sie anschliessend oben an der Wand fest. Ausserdem beginnt Sascha damit, seinen selbst gebauten Swimmingpool mit rund 13.000 Liter Wasser zu füllen.

Fehlt nur noch eine Verkleidung für den Poolrand, also die obere Schmalseite der Paletten, die bisher noch offen steht. Nicht, dass sich hier nachher meine Badehose verhakt und ich unbeabsichtigt blank ziehe! Ich säge also Holzlatten entsprechend zu, und zwar mit abgeschrägter Kante. Dadurch sind nachher nicht nur die Paletten selbst abgedeckt, sondern auch die dreieckigen Lücken dazwischen. Um möglichst präzise arbeiten zu können, gehe ich schrittweise vor: Ich lege zwei Latten auf dem Poolrand in Position, markiere ihre Schnittkante, greife zur Säge. Festschrauben, nächste Latte anlegen. Und dann weiter: markieren, sägen, schrauben. Ich mache ein Mal ganz die Runde, drehe schliesslich die Schrauben für die letzte Latte rein.

Puh, geschafft! Ich wische mir den Schweiss von der Stirn, klettere über die gerade gebaute Poolrand-Verkleidung ins Becken. Erfrischung? Fehlanzeige. Das Wasser läuft zwar mit mächtig Druck aus dem Gartenschlauch, steht mir aber kaum bis zum Knöchel. Kein Wunder: Um mein Becken zu füllen, braucht es laut Online-Rechner fast 13.000 Liter. Und die fliessen nicht so schnell aus der Leitung.

Sascha Borrée sägt Holzlatten mit abgeschrägter Kante zu und verschraubt sie anschliessend als Verkleidung am Poolrand.

Ich übe mich also in Geduld, schwinge mich aufs Fahrrad, mache mich doch noch mal auf zum Freibad. Ums Ölsardinen-Becken mache ich natürlich einen grossen Bogen: Ich gehe gleich zum Kiosk, bestelle mir Pommes und Eis. Denn in Sachen Snacks, das will ich gerne zugestehen, ist das Freibad einfach top. Gestärkt radele ich wieder nachhause – und freue mich auf einen menschenleeren, aber bis zum Rand mit Wasser gefüllten Pool.

Autor Sascha Borrée sitzt am Rand seines selbst gebauten Palettenpools, mit den Füssen im kalten Wasser, und schaut in die Ferne.

Und siehe da: Mein Pool ist bis zum Rand mit Wasser gefüllt – und menschenleer. Nur ich, das kühle Wasser und: Ruhe! So hatte ich mir das vorgestellt. Genau so.

Text: Sascha Borrée | Fotos: Lucas Wahl