Zum Beispiel?
Wir können bei den Vereinbarungen mit Lieferanten noch verbindlicher werden. Speziell auch, was die Nachhaltigkeitsaspekte bei den Eigenmarken angeht. Da hat man von Haus aus mehr Spielraum als bei anderen Marken. Entscheidend ist auch, wie konsequent man agiert, wenn man ungesunde Dinge wahrnimmt. Das riesige Sortiment von HORNBACH bietet unendlich viele Anknüpfungspunkte. Aber Vorsicht: Wenn wir Produkte aus nachhaltiger Sicht auslisten, diese jedoch breit nachgefragt werden, gehen die Kunden zum Wettbewerber. Und das kann sich kein stationärer Händler auf absehbare Zeit erlauben. Hohe Ambitionen sind sehr wichtig, aber gegen das Kundeninteresse zu handeln, kann gefährlich sein. Jedoch müssen wir dem Verbraucher stets Alternativen anbieten, sodass er sich bei uns für nachhaltige Produkte und damit für nachhaltiges Handeln entscheiden kann.
Wenn es um nachhaltige Verpackungen, Transporte und Retourenverwertung geht, bietet der Onlinehandel grosses Konfliktpotential.
Vieles ist nicht zwingend nachhaltig. Bei 200.000 Artikeln im Onlineshop haben wir jede Menge Produkte, die wir noch weiter optimieren können in der Nachhaltigkeit. Als Handelsunternehmen sind wir allerdings zuerst unseren Kunden verpflichtet. Wenn sie diesen Service nachfragen, wenn die Entwicklung der Welt dorthin geht, dann werden wir uns dem nicht verschliessen und sagen «wir machen das nicht». Im Gegenteil: Man muss diese Entwicklungen so gut wie möglich gestalten. Es geht weder um Vergötterung noch um Verteufelung von einzelnen Dingen. Der Lauf der Welt ist stets ein neuer. Daher braucht es eine ambitionierte Mitgestaltung dieses Laufs – immer situativ angepasst und wertorientiert ausgerichtet. Je nachdem, was notwendig und von den Menschen gewollt ist.
Wie können Kunden nachvollziehen, dass HORNBACH nachhaltig wirtschaftet?
Bei der Kommunikation nach aussen haben wir tatsächlich noch Potenzial. Andererseits: In den sozialen Medien fanden Nachhaltigkeitsthemen vor Greta Thunberg und Fridays for Future kaum statt. Das ist jetzt besser geworden. Es hat sich vorher ja nicht nichts entwickelt – nur vielleicht langsamer. Die Dynamik hat zugenommen, da stellt sich die Frage: Gestaltest du oder verwaltest du? Es gibt aus meiner Sicht zu viele, die nur verwalten, und zu wenige, die wirklich mitgestalten.
Es kommt darauf an, das Thema mit konkreten Beispielen zur Wirkung zu bringen. Nicht über Nachhaltigkeit an sich sprechen, sondern die Vorteile eines nachhaltigen Produktes hervorheben. Aber dabei muss man auch aufpassen: Je lauter man brüllt, desto höher wird auch der Anspruch der Kunden, und den sollte man dann auch erfüllen können.
Zur Person
Erich Harsch, 58, ist seit Januar 2020 Vorstandsvorsitzender der HORNBACH Baumarkt AG. Vorher war er 38 Jahre lang bei der Drogeriemarktkette dm tätig – seit 2008 als Vorsitzender der Geschäftsführung. Der gebürtige Österreicher kennt HORNBACH seit Anfang 2014, als er in den Aufsichtsrat der HORNBACH Baumarkt AG berufen wurde. Erich Harsch ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.