Der Kongressraum hat eine gut elf Meter hohe, mit verwinkeltem Holz verkleidete und von Scheinwerfern übersäte Decke. Er wirkt wie ein Konzertsaal. Angestrahlt von oben stehen unten zahlreiche Messestände dicht an dicht. Wie kleine Bühnen, die heute von 10 bis 17 Uhr bespielt werden wollen; samt individuellem Bühnenbild und flankiert von Infomaterial und allerlei Give-Aways, vom Bleistift bis zum Popcorn.
Am Messestand R5 legen drei HORNBACH-Mitarbeiter gerade letzte Hand an. Ingo Kleffmann und seine Kollegen Ramona Hoffer und Christoffer Köhler standen vor einer halben Stunde noch im Stau. Doch im Hintergrund steht bereits eine gut zweieinhalb Meter hohe und drei Meter breite, vor allem orangene Stellwand, auf der «Schaffe mit HORNBACH deinen Durchbruch» prangt. Im Vordergrund wird derweil ein grosser, schwarzer Transportkoffer mit wenigen Handgriffen zum Tresen. «Am Anfang war das mit den verschiedenen Messestand-Elementen echt kompliziert. Wir haben ständig Fehler gemacht», sagt Ingo Kleffmann und lacht.
Es ist 10 Uhr und der IT-Karrieretag im Darmstadtium – einem Kongresszentrum auf dem Gelände der Technischen Universität Darmstadt – beginnt.
Gesucht: In der IT so ziemlich alles
Wer sich an diesem Apriltag im Kongresszentrum umsieht, stösst auf Messestände von Unternehmen aus nahezu allen Branchen. Vom Finanzsektor über die Automobilindustrie bis zur Energiewirtschaft. Vom kleinen Start-Up bis zum Bundeskriminalamt. Und HORNBACH mittendrin.
Am Stand mit der Nummer R5 ist Ingo Kleffmann, Referent Recruiting Zentrale bei HORNBACH, kurz nach offiziellem Einlass in das erste Gespräch verwickelt. Ein Informatikstudent – schwarzer Ledermantel, hellblaue Kontaktlinsen – will wissen, was Kleffmann allzu häufig beantworten muss: «Was macht ein Baumarkt auf einer IT-Recruiting-Messe?», fragt er. «Wir suchen in der IT so ziemlich alles», antwortet Kleffmann.
Am Stand liegen vier Zettel mit Job-Angeboten aus: «SAP Entwickler ABAP 00», «IT-Inhouse Consultant – Digitale Medien», «Frontend-Entwickler React» und «IT Inhouse Consultant – Master Data Management». Ein Blick auf Kleffmanns Tablet zeigt ausserdem: 36 Angebote für IT-Jobs, inklusive Praktika und Dualstudium, sind bei HORNBACH aktuell online. Der Student bedankt sich für die Infos mit einem Händedruck. Kleffmann bedankt sich für das Interesse mit einem Give-Away: ein Hammer, der eigentlich ein Bleistift und ein Radiergummi ist.
Gelebter Mittelstand
Einige dutzend Gespräche später sitzt Kleffmann vor dem Darmstadtium in der Frühlingsonne. Die barocke Fassade des Residenzschlosses Darmstadt spiegelt sich in der gläsernen Front des Kongresszentrums wieder. «Um die Mittagszeit ist es an den Messeständen immer ruhig und nachmittags ist es meistens ruhiger als vormittags», sagt Kleffmann. Zehn bis 15 Job-Messen stehen für das IT-Recruiting jährlich an. Die Termine werden im Team besprochen, aufgeteilt und besetzt. Eine IT-Recruiting-Messe, die auf dem Gelände einer technischen Universität stattfindet, ist für Kleffmann so ziemlich der Idealfall. «Bei HORNBACH gibt es so viele Bereiche, in denen IT eine Rolle spielt. Wir haben einen grossen Webshop. Und wir haben über 150 Märkte in ganz Europa, die mit Technik versorgt werden wollen. Von der Logistik bis zum Kassensystem», erklärt Kleffmann. Und dafür braucht es Personal.
HORNBACH punktet bei Bewerbern mit seiner Hands-On-Mentalität und markigen Werbespots. Am Standort Bornheim allerdings, wo die HORNBACH-Zentrale sitzt, scheiden sich die Geister, räumt Kleffmann ein: «Für Leute, die in der Pfalz wohnen oder aufgewachsen sind, aber woanders studiert haben und zurück in die Heimat möchten, ist der Standort ein absoluter Vorteil. Aber es gibt auch Leute, die in Frankfurt geboren sind und in München studiert haben. Für die stellt sich natürlich die Frage, warum sie ausgerechnet in die Pfalz kommen sollten.»
Das stärkste Argument, findet Kleffmann, ist dieses: «Jemand, der für uns arbeitet, arbeitet für eine grosse AG mit über 19.000 Mitarbeitern und zahlreichen Standorten in ganz Europa – und das in einem Betriebsklima, das sich nicht nach einem grossen Konzern anfühlt. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Bei HORNBACH sind die Entscheidungswege kurz und die Hierarchien flach. Das habe ich auch schon anders erlebt.»
Pfälzer Zungenschlag und HORNBACH-Weste
Die Mittagszeit ist vorüber und die Besucher am Stand R5 nehmen wieder merklich zu, wenn auch – wie von Kleffmann vorhergesagt – nicht mehr so stark wie am Vormittag. Während am Stand gegenüber ein kleiner weisser Roboter mit Kulleraugen seine Runden dreht, sind Kleffmanns IT-Kollegen Ramona Hoffer und Christoffer Köhler wieder mitten im Gespräch.
Hoffer ist Teamleiterin Qualifikation und Nachwuchsförderung. Köhler ist seit kurzem Teamleiter SAP-Entwicklung mit dem Schwerpunkt Logistik. Mit ihren pfälzischen Zungenschlägen und den HORNBACH-Westen bilden Hoffer und Köhler ein Kontrastbild zu den vielen Anzugträgern an den anderen Ständen. Bei Gothic-Informatikern mit hellblauen Kontaktlinsen, Vollblut-Techies im Kapuzenpullover oder jungen IT-Studentinnen, nicht selten aus Fernost, kommt das gleichermassen gut an. So auch bei Lukas.
Der grossgewachsene 21-Jährige stammt vom Niederrhein und studiert Psychologie und Informatik. «Mein NC hat für Psychologie alleine nicht gereicht, also habe ich damit angefangen. Dann habe ich gemerkt, dass mich das Thema IT doch stärker interessiert als ich gedacht hätte», erzählt er. Das Zusammenspiel aus Psychologie und IT fasziniere ihn: «Es gibt immer mehr Verbindungen zwischen dem Menschen und dem Computer. Und da kommt eben auch die Psychologie ins Spiel».
Auf die Frage, ob er sein Studium anhand von Praxisbeispielen erklären könne, lässt sich Lukas nicht lange bitten: «Wenn du ein Handy benutzt, dann möchtest du ja verstehen, was die einzelnen Tasten machen oder wie man etwas herunterlädt. Ich schaue mir an, wie ein User mit einem Handy umgeht, was er zum Beispiel zuerst anguckt, und kann ein Handy dann so gestalten, dass es möglichst intuitiv ist. Aber auch beim Thema Künstliche Intelligenz kommt viel Psychologie ins Spiel. Zum Beispiel, wenn es um ein menschenähnliches Bewusstsein bei Robotern geht», erklärt er.
Lukas ist aktuell im 4. Semester und momentan auf der Suche nach einem IT-Praktikum. Vielleicht bei HORNBACH? «Das wäre auf jeden Fall eine Option», sagt er dann.
Während Lukas schon am übernächsten Stand ist, diskutieren Hoffer und Köhler immer noch, welche Möglichkeiten es für Lukas bei HORNBACH gäbe. «Vielleicht irgendwas in Richtung IT-Sicherheit?», sagt Hoffer. Köhler nickt.
Wegen der Wahrnehmung
Kurz vor 17 Uhr und damit kurz vor Messe-Ende lassen sich die übrigen Besucher an zwei Händen abzählen. Sieben Stunden hat das HORNBACH-Trio die IT-Werbetrommel gerührt und Kleffmann scheint zufrieden: «Für uns ist wichtig, dass HORNBACH überhaupt als IT-Arbeitgeber wahrgenommen wird», sagt er. Das sei aktuell die zentrale Mission.
Als die vielen Schweinwerfer an der Decke ausgehen, ist der Messestand längst wieder im Tresen und der Tresen wieder ein Koffer. Und HORNBACH ist für einige IT-Studenten jetzt ein möglicher Arbeitgeber.