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Das neue Jahr ist gerade wenige Wochen alt, da kommt in der Zentralverwaltung der HORNBACH Baumarkt AG im pfälzischen Bornheim ein Thema auf, das in den kommenden Monaten alles andere überlagern sollte: Corona. Eine der Ersten, die sich damit befasst, ist Susanne Jäger, im Vorstand verantwortlich für den Einkauf. Die Kollegen im Hongkonger Importbüro haben Alarm geschlagen. Immer mehr Fabriken in China mussten die Produktion komplett einstellen, zahlreiche Häfen sind bereits geschlossen, etliche Container mit bestellten Waren kommen nicht raus aus dem Land. Und dann gibt es da noch ganz andere Sorgen: Die Zahl der Infektionen mit SARS-CoV2 steigt auch in Hongkong stark an, Hamsterkäufe sorgen für leere Regale in den Supermärkten der Metropole und Atemschutzmasken sind dort nicht mehr verfügbar.

Trotz vereinzelter Medienberichte erscheint das Krisenszenario aus Fernost vielen Menschen in Europa zu diesem Zeitpunkt noch fremd und ohne Bezug zum eigenen Leben. «Für uns war aber schnell klar, dass wir uns sehr ernsthaft mit dieser Situation auseinandersetzen müssen», sagt Susanne Jäger. Auf ihre Einladung hin finden sich bereits am 31. Januar Führungskräfte und Mitarbeiter aus verschiedenen Fachbereichen zu einer Art Krisenstab in der Zentralverwaltung zusammen. Und neben Sofortmassnahmen für die betroffenen Kollegen in Hongkong und präventiven Aktionen zur Sicherstellung der Warenversorgung für das wichtige Frühjahrsgeschäft befasst sich die Runde auch mit der Frage, welche Auswirkungen eine Ausbreitung des Virus in Europa für das Unternehmen, seine Mitarbeiter und Kunden haben könnte.

Frühzeitig erste Empfehlungen für die Mitarbeiter

Mit dabei sind von Anfang an die Kollegen von der Arbeitssicherheit. Das Team erarbeitet in der ersten Februarwoche zusammen mit dem Betriebsarzt Dr. Achim Weisbrod einen Hygieneleitfaden für alle Mitarbeiter des Unternehmens, mit ersten Empfehlungen zum Abstandhalten, zum Verzicht auf körperlichen Kontakt, zur Reinigung von häufig benutzten Gegenständen und zur Handhygiene. Die Reinigungsintervalle werden zügig erhöht und grosse Mengen Desinfektionsmittel für die Märkte, Logistikzentren und Verwaltungen des Unternehmens geordert. Nachdem sich jetzt auch Infektionsfälle in Norditalien häufen, sind Dienstreisen und der Besuch von Messen für viele Mitarbeiter weitestgehend eingestellt. Zum Monatsende verschickt die Arbeitssicherheit ein weiteres Informationsblatt: «Wie verhalte ich mich beim Verdacht auf eine mögliche Infektion?»

In den Folgetagen stehen die Telefone nicht mehr still. Neben ersten Verdachtsfällen gibt es auch eine Vielzahl von Nachfragen, die als Zeichen grosser Verunsicherung verstanden werden können. «Es haben sich auch Kollegen gemeldet, bei denen die Tochter der Freundin erkrankt war und die nun wissen wollten, wie sie sich verhalten sollen», erinnert sich Julia Wittig, die als Referentin in der Arbeitssicherheit tätig ist. «Einiges war sicherlich übertrieben und auch der umfassenden Berichterstattung in den Medien geschuldet, aber unterm Strich haben die Massnahmen sicher dazu beigetragen, alle Kollegen zu sensibilisieren und für die Einhaltung der Hygiene- und Schutzmassnahmen zu gewinnen.» Und von diesen Massnahmen gibt es mittlerweile immer mehr. Viele Teams werden aufgeteilt, Pausenräume nur noch eingeschränkt genutzt, Besprechungen durch Videokonferenzen ersetzt, in der Verwaltung wird zunehmend mobil gearbeitet und beim Kundenkontakt im Markt auf Abstände geachtet.

Corona Spezial 5
Christina Selbach (links) und Julia Wittig vom Team Arbeitssicherheit

Schnelle Massnahmen zum Abstandhalten in den Märkten

Doch die Abstände lassen sich in Anbetracht der stetig steigenden Nachfrage immer schwerer einhalten. Zu Beginn der zweiten Märzwoche steht Alessandro Pellegrini, HORNBACH-Landesgeschäftsführer in der Schweiz, im Hauptgang des Marktes Etoy, oberhalb des Genfer Sees gelegen, recht nah an der Grenze zu den Corona-Hotspots in Norditalien. Obgleich die Medien seit Tagen von steigenden Infektionen berichten und an das Abstandhalten appellieren, strömen die Kunden in Massen in den Markt herein, als gäbe es kein Morgen mehr. «Viele hat da sicherlich schon die Sorge umgetrieben, dass die Bau- und Gartenmärkte schliessen könnten. Die wollten sich vor dem kommenden Lockdown einfach noch schnell mit Material eindecken», erklärt Alessandro Pellegrini. «Für einige Kollegen war das eine tolle Herausforderung, bei anderen habe ich die pure Angst in den Augen gesehen.» Kurzerhand schnappt er sich rot-weisses Absperrband aus dem HORNBACH-Sortiment und klebt damit in den Beratungszonen des Marktes Abstandsmarkierungen auf den Fussboden. Zusammen mit dem Marktteam verlängert er die Beratungstheken mithilfe einer flink zusammengeschraubten Holzkonstruktion, sodass auch hier immer mindestens zwei Meter Abstand zwischen Kunde und Mitarbeiter eingehalten werden. Überall im Markt werden Hinweisschilder und auch mobile Desinfektionsmittelspender für die Kunden aufgebaut. Die Massnahmen werden später einfliessen in das offizielle Sicherheitskonzept des Schweizer Handelsverbandes, doch eine vorübergehende Schliessung der Bau- und Gartenmärkte können sie nicht mehr verhindern, zu hoch ist die Infektionsrate mittlerweile im Land der grossen Berge und Seen. Ab dem 17. März ist hier vorerst Schicht im Schacht.

Polizei und Ordnungsämter zollen Anerkennung

Doch die Vorarbeit der Schweizer Kollegen – anschaulich dokumentiert in Text und Bild – ist in den anderen Regionen Gold wert. In Deutschland beispielsweise vereinbaren Bundesregierung und Bundesländer am 16. März, dass Bau- und Gartenmärkte aufgrund ihrer wichtigen Versorgungsfunktion geöffnet bleiben dürfen, aber gezielte Massnahmen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen ergreifen müssen. Schon vor Bekanntwerden dieser Vereinbarung hatten die Teams an den 96 deutschen Standorten damit begonnen, die Massnahmen der Schweizer Kollegen zu adaptieren. Mit Erfolg! «Wir hatten ja gerade in der Anfangszeit regelmässige Kontrollen von Ordnungsämtern und Polizei in unseren Märkten. Und dabei gab es durchweg Lob und Anerkennung für die Umsetzung», erzählt Julia Wittig. «Und sicherlich hat die konsequente Umsetzung der Schutzmassnahmen auch dazu beigetragen, dass wir bis zum heutigen Tage keine Infektionswelle im Unternehmen verzeichnen mussten.»

Genau 23 von insgesamt rund 22.000 Kolleginnen und Kollegen hatten sich in den ersten sechs Monaten der Pandemie* nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. «Nach unseren Erkenntnissen hatte keine einzige Infektion ihren Ursprung im Markt, oft handelte es sich um Kollegen, die frisch aus dem Skiurlaub zurückgekehrt und aufgrund unserer frühzeitigen Kommunikation gleich bei ersten Krankheitsanzeichen daheim geblieben waren. Wir haben jeden einzelnen Fall nachverfolgt und bei Bedarf auch Kollegen aus den entsprechenden Abteilungen sicherheitshalber in Quarantäne gebeten», erklärt Julia Wittig und fügt hinzu: «Alle betroffenen Kollegen sind mittlerweile wieder wohlauf, es waren zum Glück fast immer milde Krankheitsverläufe.»

*Stand: Anfang Juli 2020

Corona Spezial 2
Einhalten von Abständen erleichtern: Alessandro Pellegrini klebt mit Schweizer Markt-Teams Markierungen
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