Was ist Asbest?
Asbest ist ein Sammelbegriff für verschiedene kristallisierte Silikat-Mineralien, die natürlich vorkommen. Besonders in der Bauindustrie galt er als «Wunderfaser», da er viele technisch begehrte Eigenschaften unter einen Hut bringt.
Weder Hitze oder Feuer noch Säure oder Feuchtigkeit können ihm etwas anhaben. Asbest ist verschleissresistent und höchst verbundfähig. Obendrein macht ihn seine hohe Isolierfähigkeit so gefragt. Kein Wunder also, dass Asbest auf die verschiedensten Arten genutzt wurde – laut dem Bayerischen Landesamt für Umwelt zeitweise in mehr als 3.000 Produkten.
Gesundheitsgefahr durch Asbest
Asbest wird vom Körper nicht abgebaut oder ausgeschieden.
Atmest Du ihn ein, gelangen die feinen Asbestfasern in die Lunge, wo sie sich einnisten und das Gewebe dauerhaft reizen.
Dadurch können Asthma und Lungenkrebs entstehen. Da die Asbestfasern sich spalten und wandern können, befallen sie angrenzende Organe, sodass sie Tumore in den Eierstöcken, im Kehlkopf oder Brust- und Rippenfell verursachen können. Häufiger, meist beruflicher Kontakt mit Asbest führt zur Asbestose, der sogenannten Staublunge. Der eingeatmete Asbeststaub schädigt das Lungengewebe, das dann vernarbt und verhärtet, was Kurzatmigkeit zur Folge hat.
Asbest ist gesundheitsgefährlich
Laut der internationalen GHS-Kennzeichnung (Globally Harmonised System) gilt Asbest als gesundheitsgefährlich und wird als krebserzeugend und organschädigend eingestuft.
Asbest Arten
Asbest kommt hauptsächlich als Spritzasbest in schwach gebundener und als Asbestzement in fest gebundener Form daher. In mässig bis schwach gebundener Form treibt er sich mit einem Anteil von 10–60 % meist in Klebern und Kitten herum.
Spritzasbest gehört zu den weichen Asbestprodukten. Der Anteil der Asbestfasern in Spritzasbest liegt oft bei über 60 %, der Bindemittelanteil entsprechend bei 40 %.
Durch die schwache Bindung lösen sich die feinen Asbestfasern schon durch minimale Erschütterung, natürliche Abnutzung oder mechanische Einwirkung.
So gelangen sie unerkannt in die Raumluft und werden eingeatmet. Genau darum ist Spritzasbest so gefährlich. Seine Verwendung wurde 1989 in der Schweiz verboten.
Bei Asbestzement sind die Asbestfasern dagegen fest gebunden. Nicht schwer zu erraten, dass dabei Zement als Bindemittel herhält. Der Asbestanteil liegt hier bei max. 15 %. Bei dieser Asbestart werden die Fasern erst freigesetzt, wenn das Baumaterial Wind und Wetter ausgesetzt ist oder in irgendeiner Weise bearbeitet, also zerschlagen, geschliffen, gefräst oder zerbrochen wird. Somit ist er weniger gefährlich.
Reiner Asbest gehört zur schwach gebundenen Variante. Er wurde hauptsächlich in Form von Schnüren beim Abdichten von Öfen und Kaminen benutzt. Auch bei feuerfesten Füllstoffen spielt purer Asbest eine wichtige Rolle.
Asbest seit 1989 in der Schweiz verboten
Die Herstellung und Verwendung von jeglichem Asbest ist seit 1989 in der Schweiz verboten. In Europa wurde er 2005 aus dem Verkehr gezogen.
Asbest erkennen
Am einfachsten und ungefährlichsten kommst Du Asbest durch zeitliche Zuordnung auf die Spur. Vor allem in Gebäuden aus den 1950er bis 70er Jahren kamen asbesthaltige Bauprodukte zum Einsatz. Darum sind einschlägige Baumaterialien, aber auch Wand- und Bodenbeläge, elektrische Haushaltsgeräte, ja sogar Gartenmöbel und Blumenkästen aus diesem Zeitraum mit Vorsicht zu geniessen.
Besonders bei Häusern lässt das Alter darauf schliessen, ob beim Bau Asbest verwendet wurde. Zwischen 1904 und 1990 gebaute und nicht sanierte Häuser sind besonders verdächtig.
Am Aussehen entlarvst Du Asbest an seiner faserigen Struktur und einer grauen bis grau-grünen Farbe. Da er in Form von Asbestzement meist im Innern verbaut wurde, bekommst Du ihn allerdings nur an Bruchstellen oder Löchern zu Gesicht. So kommt der Laie ihm so gut wie gar nicht auf die Schliche. Die beste Lösung, um Asbest zu erkennen, ist das Einschalten einer Fachfirma.
Asbest-Test machen
Im Vorfeld kann Dir ein Asbest-Test Klarheit verschaffen. Dabei entnimmst Du selbst Staub- oder verdächtige Materialproben und schickst sie an ein akkreditiertes Labor. Experten werten sie per REM-Verfahren zuverlässig und schnell aus. Die Preise starten bei ca. CHF 100.-. Achte darauf, beim Entnehmen der Probe Schutzausrüstung wie eine Atemschutzmaske zu tragen.
Wo findet man Asbest im Haus?
Als einer der beliebtesten Baustoffe seiner Zeit kann Asbest auch heute noch überall und nirgends im oder am Haus lauern. Häufige Opfer sind Wände, Böden, Dächer, Rohre und Kabelkanäle. Also gut zu wissen, bei welchen Erzeugnissen Asbest mitgemischt hat. Die folgende Liste verschafft Dir einen groben Überblick. Asbest findet sich unter anderem in
- Verkleidungen von Lüftungs-, Heizungs- und Abwasserrohren
- Bodenplatten und Vinyl-Bodenbelägen
- Brandschutzvorrichtungen
- Putz, Gips & Fensterkitt
- Spachtelmassen & Fliesenklebern
- Leichtbau- und Dachplatten
- Spritzbelägen auf Stahlträgern
- Nachtspeicherheizungen und -öfen
- Wandverkleidungen
- Fassadenelementen
- Wärmeisolierungen
Wichtig: Um sicher festzustellen, ob sich in Bausubstanz oder -materialien Asbest befindet, beauftragst Du am besten eine Fachfirma. Die führt eine professionelle Asbestuntersuchung durch, bei der im Labor die tatsächliche Asbestbelastung bestimmt wird. Es ist nämlich durchaus möglich, dass fest verbaute Materialien nicht entfernt werden müssen. Wenn die Raumluft nicht belastet ist, können die Platten oder andere Materialien oft bis zur nächsten Sanierung im Haus verbleiben. Wenn jedoch eine Sanierung ansteht, muss auch eine sorgfältige Asbestsanierung von Fachleuten eingeplant werden.
Asbest steckt auch in alten Elektrogeräten
Auch in Elektrogeräten lauert Asbestgefahr. Falls Du also noch einen alten Herd oder Backofen, einen nostalgischen Toaster oder ein uraltes Bügeleisen hast, solltest Du wachsam sein.
Asbest entsorgen
Bei Asbest hast Du es mit Sonderabfall zu tun. Darum muss er getrennt von anderen Abfällen gesammelt und entsorgt werden. Bei schwach gebundenen Asbestfasern wird das Material erst in Zement gegossen. Für den Abtransport wird das Material in sogenannten Big Packs luftdicht verpackt und abtransportiert. Am besten beauftragst Du dafür eine zertifizierte Firma.
Zertifiziert bedeutet, dass das Unternehmen von der Suva als Asbestsanierungsunternehmen anerkannt ist.
Wer nämlich Asbest entsorgen will, muss neben einer entsprechenden Ausbildung auch die richtige Ausrüstung parat haben.
Asbestsanierung: Kosten
Die Kosten für eine Asbestsanierung können ganz unterschiedlich ausfallen. Sie hängen davon ab, in welchem Umfang Bauteile und Bausubstanz betroffen sind. Für den Ausbau asbesthaltiger Materialien an sich berechnen Fachbetriebe rund 40 CHF pro Quadratmeter. Dazu kommen Kosten für Anfahrten und die spezielle Verpackung, um den Asbest zu entsorgen. Vielleicht musst Du sogar ein Baugerüst anmieten. Im Anschluss heisst es dann ausserdem, die mit Asbest verseuchten Materialien durch neue zu ersetzen. Sollte auch Dein Dach betroffen sein, brauchst Du übergangsweise eine Notabdeckung.